Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat eine erschreckende Bilanz zutage gefördert. Den Branchenexperten zufolge dienen fast 40 Prozent aller weltweiten Direktinvestitionen nur der Steuerflucht von großen Konzernen. Die IWF-Studie heißt dann recht passend: „Phantomkapital“.
Unglaubliche 15 Billionen Dollar an Direktinvestitionen werden laut IWF-Berechnungen ausschließlich zum Zweck der Steuerflucht getätigt. Das entspricht laut einem Bericht von n-tv der Wirtschaftsleistung von Deutschland und China zusammen. Diese Investments werden dem IWF zufolge über leere Firmenhüllen ohne echte Geschäftstätigkeit abgewickelt.
Steuerflucht: Luxemburg als Paradies
Kein Wunder, dass ausgerechnet das kleine Luxemburg laut IWF-Analyse mit seinen 600.000 Einwohnern genauso viel Kapital anzieht wie die USA. Luxemburg hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Ort für Briefkastenfirmen gemausert. Diese dienen Konzernen als juristische Hüllen für Steueroptimierungsmaßnahmen wie dem Kleinrechnen von Gewinnen.
Neben Luxemburg sind in Europa auch die Niederlande, die Schweiz und Irland beliebte Steueroasen. Darüber hinaus zählen Hongkong, Singapur, die britischen Jungferninseln, Bermuda, die Kaiman-Inseln und Mauritius zu den Lieblingsorten für steuerflüchtige Konzerne. Diese zehn Länder sammeln laut IWF satte 85 Prozent des sogenannten Phantomkapitals ein.
Im Zuge des Ringens um die Steuern sind die Unternehmenssteuersätze der Studie nach von 40 Prozent im Jahr 1990 auf nur noch 25 Prozent im Jahr 2017 gefallen. Zum Vergleich: Irland lockt etwa mit Steuern von 12,5 Prozent – und profitiert von dem Ansturm der Briefkastenfirmen. Geld strömt dann über das Aufrechterhalten einer lebendigen Beratungs- und Finanzindustrie ins Land.
Anteil des Phantomkapitals an den Investitionen gestiegen
Obwohl die Finanzbehörden vieler Länder mit verschiedenen Hebeln versuchen, die Steuerflucht von Konzernen einzudämmen, ist der Anteil des Phantomkapitals weiter gestiegen. Nach rund 31 Prozent im Jahr 2010 kletterte dessen Anteil an den Direktinvestitionen auf 38 Prozent im Jahr 2017.
Die EU etwa will derzeit dafür sorgen, dass Irland und Luxemburg Steuern in großem Umfang zurückverlangen. Derzeit steht insbesondere Apple im Visier. Für einen Zeitraum von zehn Jahren soll der iPhone-Konzern 13 Milliarden Euro an nicht gezahlten Steuern begleichen. Sowohl Apple als auch Irland wehren sich aber dagegen.
Der IWF hat bei seiner „Phantomkapital“-Analyse mit Experten der Universität Kopenhagen zusammengearbeitet.
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